Mittwoch, Juli 25, 2012

Ungenau

[Von Bastian]

Tricks mit der Sprache sind allgegenwärtig. Man sagt die Dinge so, dass das Gegenüber sie anders versteht, als man selbst. So werden Formelkompromisse gefunden, auf die man sich später berufen kann, ohne dass der Gesprächspartner seine Zustimmung jemals so gemeint hätte.
Solche Tricks haben bei Gott nichts verloren: Ja, ja und nein, nein sei unser Reden. Umso mehr stört es mich, dass die Piusbruderschaft genau das wieder einmal versucht: Dinge mit unausgesprochenem Inhalt zu füllen. [LINK]

So sagen sie: Nicht verhandelbar sei die Freiheit, die Irrtümer von Modernismus, Liberalismus und des Zweiten Vatikanischen Konzils sowie die Konsequenzen dieser Irrtümer zu bekämpfen. Nun, das ist für einen Katholiken nicht nur ein Recht – das ist seine Pflicht. Irrtümer des Modernismus, des Liberalismus und des Konzils (z.B. eine falsche Interpretation seiner Texte), kurz: alle Irrtümer, die den Glauben und die Kirche betreffen, sind selbstverständlich aufzuklären und zu korrigieren. Die Folgen muss jeder, der Gott und die Kirche ernst nimmt, mit Sorge verfolgen und bekämpfen, wo er kann. Was also soll daran falsch sein?
Falsch ist daran, dass hier tatsächlich gemeint ist, man wolle alles bekämpfen, was man selbst für einen Irrtum hält. Genau da liegt aber die Meinungsverschiedenheit gegenüber der Kirche. Würde diese Forderung so erfüllt, ginge die Diskussion über den wahren Glauben weiter, wie bisher, nur dass sie plötzlich innerhalb der Kirche und mit höchster Erlaubnis geführt würde.

Die Pius-Bruderschaft wolle ferner über mindestens einen Bischof verfügen. Zumindest in diesem Wortlaut ist das theologisch schon einmal Unsinn: keine Gruppe, welche auch immer, „verfügt“ über einen Bischof. Gemeint könnte sein, dass man sich einen Bischof ausbedingt, den man selbst auswählt und der im Zweifelsfall nicht weisungsgebunden Rom gegenüber ist. Die Staatskirche Chinas macht es genauso. Es ist ein Widerspruch in sich, denn die Gemeinschaft mit Rom lässt sich nicht auf der Abmachung aufbauen, dass sie im Zweifelsfall eben nicht existiert. Auch dies wäre, gleich dem ersten Beispiel, das Prinzip, den Status Quo zu erhalten und einfach in die Kirche hinein zu verlagern.

In beiden Fällen wäre eine Eingliederung der Piusbruderschaft nichts als eine Ausweitung der Kirche auf Personen, die sich die Freiheit ausbedingen, im Konfliktfall nicht dazuzugehören. Der Riss zwischen ihnen und der Kirche würde zum kircheninternen Riss. Unter einer Wiedereingliederung stellt sich Rom, so denke ich, mehr vor: Heilung, nicht den Import des Unheilen.

2 Kommentare:

  1. Sie Sache mit dem Bischof war mit nun nicht so sauer aufgestoßen.
    Ich hatte es so verstanden, daß es einen Bischof aus ihren Reihen geben solle.
    Man könnte sich z.B. vorstellen, daß die FSSPX eine Personalprälatur wird und der Prälat an der Spitze ein FSSPX-Bischof ist.

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  2. (Kurzer Einwurf. Spam wird gelöscht. Bezieht sich natürlich nicht auf Jürgen. ;-))

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