Dienstag, November 29, 2011

Was Aufsehen erregt im Bordell

[von Bastian]
Hier ein weiterer Bericht aus der Arbeit meiner freikirchlichen Freunde (ich hoffe, ich darf sie so nennen).
Der Text ixt wörtlich übernommen. Alle Namen wurden zum Schutz der betreffenden Personen geändert.

Letzten Freitag kam Anne mit diesem Erlebnis zurück.
„Ich saß im Salon, wo Sarah, eine südamerikanische Frau, mich fast nötigte von ihrem Teller zu essen. Es gab Jägerschnitzel mit Pommes. Weil sie beleidigt gewesen wäre, wenn ich nicht mitgegessen hätte, nahm ich von dem Teller. Sie wollte mir einfach was Gutes tun.
Plötzlich bricht es aus ihr heraus: Anne, diese Frau! Hier immer kommen mit Klamotten.“ Dabei machte sie die typische Handbewegung für Klauen. „Ach, Du meinst Timmy?!!!“ Wie kommt sie jetzt darauf? Es ist schon über 2 Jahre her, dass Timmy tagein, tagaus mit den geklauten Sachen in diesem Haus einlief. Wenn sie mich sah in den langen Fluren, verdrückte sie sich schnell, weil wir uns sehr gut kannten und sie sich schämte. Alles lief hier auf Bestellung: Artikel, Marke, Größe, Farbe oder Parfüms, Alkohol… Das ging sehr viele Jahre so. Sie gehörte zum Inventar. Jeder kannte sie, egal ob Frau oder Wirtschafter und jeder bestellte wie im Katalog. So finanzierte diese sehr harte, wie ferngesteuert funktionierende Schwerst-Drogenabhängige ihren täglichen Bedarf. Am Ende lebte sie auf der Straße und wäre an ihren Krankheiten beinahe gestorben. Die Leute aus dem Milieu benutzen sie, aber sie bedauerten sie auch, waren teilweise geschockt von ihrem Elend, das ihnen viel schlimmer erschien als ihr eigenes und viel menschenunwürdiger. Manche verachteten sie.
Ausgerechnet heute habe ich Timmys Lebensbericht dabei mit einigen Photos, die wir von ihr gemacht haben nachdem sie ihr neues Leben angefangen hatte. Sie sah darauf wunderschön aus, gesund und glücklich. „Oooooh, gut! Oooooh gut!“ stößt Sarah laut und voll begeistert aus mitten im Salon, ruft eine Freundin herbei, zeigt ihr das Blatt mit den Fotos. „Oooooh, danke Gott, danke Gott“, jubelt sie. „Nicht kaputt Timmy nicht kaputt!“ „Ich denken, diese so“: sie hält die Unterarme gekreuzt, die Hände zur Faus gemacht (Zeichen für verhaftet). Ich erzähle ihnen, dass Timmy bald in die Stadt kommt und ich sie mitbringen werde, damit es alle sehen. Die Feundin: „Du mich anrufen!“ Der Wirtschafter an der Theke wird neugierig, schaut sich die Photos an und meint: „Das war aber auch dringend notwendig. Die war ja wie tot.“

Dienstag, November 22, 2011

Das Ergebnis ist eine Ankündigung

[von Bastian]
Ich hoffe inständig, dass es überflüssig ist, noch ein Wort zu Weltbild zu verlieren. Und zugleich fürchte ich, dass ein wenig Wind nötig sein wird, die Fahne auch weiterhin flattern zu lassen, auf die die Verantwortlichen sich ihre Absichten schrieben. Weltbild soll also verkauft werden. Soll. Was ist davon zu halten? Abgesehen davon, dass das eine sehr erfreuliche Nachricht ist, bleiben mir beim Blick auf das, was man erfuhr, doch noch ein paar verzerrende Fragen.

Die Arbeitsteilung der beiden Erklärungen ist interessant: hier die entschlossenen Bischöfe, die ihre Vertreter per Lob in ihre Makellosigkeit holen, dort Weltbild selbst, das jetzt mit Problemen dasteht.
Jedoch, ohne auf Einzelheiten einzugehen: steht da zwischen den Zeilen nicht mehr? Warum spricht man dem Aufsichtsrat das Vertrauen aus, nachdem man nur einen Abschnitt vorher feststellte, dass er es nicht schaffte, sich durchzusetzen? Ist das die verklausulierte goldene Brücke für einen Abschied in Ehren, bei deren Formulierung man zudem jede Schuld auf eine untere Ebene verlagert? Du hast nichts auf die Reihe gekriegt, aber das hast Du prima gemacht! In der freien Wirtschaft heißt das: Einmal noch stützen wir dich. Noch kannst Du freiwillig gehen.

Auffällig auch: nicht das Ergebnis wird honoriert, sondern der Wunsch.
Die VDD-Vollversammlung dankt ihnen für ihre Initiative, die Geschäftsführung zur Einhaltung der in der Unternehmenssatzung verankerten kirchlichen Werte anzuhalten.
Diese Initiative hat nichts gebracht, aber sie wird als Erfolg verbucht. Ist das das Prinzip des Handelns? Es wird darauf zu achten sein, dass sich die Gesellschafteram Ende nicht selbst für die Initiative „Verkaufsabsicht“ loben, die gleichfalls im Sande verläuft. Hier liegt die Meldung nicht ganz fern, man könne aus Verantwortung für das Geld der Kirchensteuerzahler und die Arbeitnehmer Weltbild leider doch nicht wie geplant verkaufen.
Wo die bischöfliche Stellungnahme vom Ton her in allgemeinen Dingen Klartext redet (soll…werden, spricht uneingeschränktes Vertrauen aus, hat…verlangt, entschlossen aufgenommen etc…), wirft die Erklärung von Weltbild Probleme auf, die als ungelöste Anforderungen erst einmal im Raum stehen:
Unabhängig davon sind alle Beteiligten in der Verpflichtung, zum Erhalt und der Sicherung des Unternehmenswertes beizutragen. Kirchliche und soziale Implikationen einer Veräußerung verdienen eine besondere Beachtung.
Das entschlossene „werden wir entsprechend handeln“ fehlt hier.

Nun ist es sicher nicht der Zeitpunkt, fertige Lösungen für eine Mammuttransaktion zu fordern, die gerade erst beschlossen wurde. Es ist jedoch legitim, Stolpersteine zu benennen, die der Prozess in sich birgt, damit darüber nichts kippt. Und daher nehme ich mir die Freiheit, den zitierten Abschnitt so zu übersetzen: Wir wollen natürlich keinen Verlust machen und müssen an die Arbeitnehmer denken. Mit dem zweiten Punkt bin ich einverstanden – er erscheint mir noch unterbetont. Die Verantwortung für die Arbeitnehmer besteht und ist wahrzunehmen. Doch der erste Punkt jedoch hat dort, denke ich, nichts verloren: ein Wertverlust ist gegenüber dem Werteverlust unwichtig. Wenn das Geld, das durch den Verkauf verdient wird, reicht, den Mitarbeitern verantwortlich zu begegnen, langt es.

Was schließlich die der Kirche nahe stehenden Medien angeht, die alles so falsch darstellten: wer ist da gemeint? Manchmal könnte man meinen, es seien die FAZ, die SÜDDEUTSCHE und weitere große Zeitungen. Eine derartige Medienschelte wäre mutig und angemessen.
Da aber zu vermuten ist, dass wir damit gemeint sind, wir Blogger und Internetportale, bleibt mir der Trost, dass mich die Bischofsversammlung öffentlich als der Kirche nahe stehend bezeichnet hat. Das ist doch was. Vielleicht bekomme ich sogar ein gut strukturiertes niederschwelliges Seelsorge-Angebot, das mich ohne Verpflichtung ganz hinein holt.

Warum ich die Handkommunion liebe

[von Bastian]

Auf Facebook bin ich gebeten worden, zu beschreiben, wie die Handkommunion mir Christus und die Kirche erschließt. Ich möchte dem nachkommen. Die Leser bitte ich, diesen Text als rein persönliches Zeugnis zu sehen, als eine Gelegenheit, neben all den Diskussionen einmal vom eigenen Glauben zu erzählen.

Sollte es Leser geben, die mit der Thematik nicht vertraut sind: in der katholischen Kirche gibt es beim Empfang der Eucharistie, also dem Leib Christi in der Gestalt der in der Messe gewandelten Hostie, zwei unterschiedliche Weisen: die Hand- und die Mundkommunion. Bei der Mundkommunion legt der Priester die Hostie direkt in den geöffneten Mund des Empfangenden, auf dessen Zunge. Bei der Handkommunion legt der Austeilende die Hostie in die linke Hand des Empfangenden, der sie unmittelbar darauf mit der Rechten zum Mund führt und isst.
Beide Formen sind erlaubt. Beide Formen ändern nichts am Empfang der Heiligen Kommunion. Und doch sind beide Formen unterschiedlich, weil sie für den Empfangenden ein unterschiedliches Erleben des Eucharistieempfangs bedeuten. Es kann eine unterschiedliche Haltung darin zum Ausdruck kommen. Daher gibt es intensive Gespräche darüber, die letztlich dazu dienen, das Geheimnis der Eucharistie tiefer zu verstehen.

Ich kann mich erinnern, dass ich nach meiner Frühkommunion als Kind wie alle die Mundkommunion empfing, und wie mir später erklärt wurde, wie die Handkommunion „geht“. Im Laufe der Zeit habe ich mich dann in diese Form sozusagen immer mehr verliebt: sie wurde mir immer wichtiger und ist es bis heute. Auch die schrägsten Zeiten meines Lebens haben nie an meiner Ehrfurcht vor der Eucharistie gerüttelt: das ist Christus selbst.
In der Handkommunion fasst sich für mich das ganze Geschehen der Messe in einem Augenblick zusammen: Gott kommt in Gestalt der Hostie zu mir und ich empfange ihn. Ich will versuchen, das genauer zu beschreiben.

Christus hat sich den Menschen ausgeliefert. Sie haben ihn gekreuzigt. Oder besser: ich habe ihn gekreuzigt. Denn dass es meine Sünde ist, für die er sterben musste, ist mir sehr klar. Dass ich ohne sein Opfer für Gott nicht erreichbar wäre und Gott nicht für mich, weiß ich. Gott hat sich in meine Hände gegeben und endete am Kreuz. Er wusste, dass genau das passieren würde, wenn er sich mir ausliefert, und er hat es getan, weil er so die Sünde, die zwischen uns stand, überwinden wollte. Dies schenkt er mir in der Eucharistie, indem er sich selbst schenkt. In ihm ist das alles enthalten und noch viel mehr. Wenn er sich mir bei der Eucharistie mit der gleichen Liebe wieder in die Hände gibt, aber dieses Mal alles in seiner Vereinigung mit mir endet, ist sein Opfer für mich in der rechten Weise nachvollzogen. Er gibt sich und ich nehme ihn auf.

„Nehmet und esset“. Das Nehmen ist für mich wichtig, weil es das wenige ist, das ich tun kann. Es ist mir nicht wichtig, weil es der Eucharistie irgendeinen Aspekt hinzufügen würde, sondern weil es mein aktives „Ja!“ ist, meine kleine Gelegenheit, ihm Dank zu sagen für das Unglaubliche, was gerade geschieht. Darum liebe ich den Kommunionempfang mit der Hand. Dieser zusätzlicher kleine Schritt steht nicht zischen mir und der Unmittelbarkeit des Eucharistieempfang, sondern er macht sie für mich das Unmittelbare erst greifbar. Er gibt mir die Möglichkeit, Christus für sein Opfer zu danken, indem ich genau das tue, was er sich von Herzen wünscht: indem ich es annehme.
Entsprechend dem wenigen, was ich von Christus verstehen (besser: erahnen?) darf, ist die Handkommunion die Form, in der ich Christus empfange, wie er von mir empfangen werden möchte. Da Gott in keiner Weise meinem Verstehen entspricht, kann das alles natürlich nur für mich gelten. Ich bin der Beschenkte, weil Gott mich liebt. Aber gerade weil er mich liebt, weiß ich auch, dass er sich über meine Gegenliebe freut. Wenn ich Gottes Liebe ernst nehme, dann ist nicht nur er meine Freude, sondern auch ich bin seine. Wenn ich die Vergebung ernst nehme, die Christus mir erwirkt hat, dann bin ich tatsächlich zu jemandem geworden, der Gott durch Gegenliebe erfreuen kann, nicht mehr unwürdig, sondern plötzlich würdig gemacht. Dann darf und muss ich begreifen, dass Gott am Kreuz starb, um mit mir zusammen sein zu können. Es ist, als ob Gott im Sakrament zu uns sagt: „Meine Sehnsucht nach Dir ist in der Eucharistie größer als Deine Sehnsucht nach mir. Meine Freude an allem, was Du für mich tust, ist jenseits dessen, was Du Dir vorstellen kannst! Deshalb bin ich für Dich gestorben und lebe jetzt für Dich.“ Ich finde es schwer, dies zu glauben: dass Gott sich nicht nur herabließ, mir zu vergeben, sondern dass er sich nach mir sehnt. Er erhofft sich als Antwort von mir auf sein Opfer nicht, dass ich in der gebotenen Ehrfurcht erstarre, sondern dass ich seine Liebe erwidere. Ich kann das nur in der Demut akzeptieren, die mir möglich ist. Aber wenn ich es glaube, und wenn mein Glaube noch so klein ist, kann ich in diesem Zusammensein nicht schweigen.
Der Moment, in dem Christus in meiner Hand liegt, ist für mich der Moment, in dem ich seine Liebe dadurch erwidern kann, dass ich selbst mit gläubigem Tun auf das antworte, was er für mich tut. Ich tue es nicht für mich, sondern für ihn. In diesem Moment überwinde ich mich und versuche, das Unerhörte anzunehmen: dass er in seiner Liebe nicht nur an mir handeln will, sondern ebenso mein Handeln ersehnt. Es ist eine unbeholfene Liebeserklärung an Gott, der Versuch einer Erwiderung der Liebe, die er mir schenkt. Das ist für mich in dem Moment enthalten, in dem ich die Hostie esse.

Ich habe so gerade durch den Eucharistieempfang entdeckt, dass die Kirche nicht ein Überbau ist, der sich zwischen Christus und mich stellt und mein Glaubensleben verwaltet. Vielmehr stellt sie mir die Gelegenheit bereit, bei der meine Erlösung wirklich stattfindet und erlebbar wird. Sie stellt mich vor Gott, ganz unmittelbar. Diese Entdeckung hat meine Angst vor der Kirche und Gott in Liebe zur Kirche und Gott verwandelt. Viel zu wenig Liebe, aber immerhin. Ich freue mich darüber, und Gott freut sich auch.

Freitag, November 18, 2011

Ein Zeugnis

[von Bastian]
In unserer Stadt gibt es eine Gemeinschaft von evangelikalen Freikirchlern, die seit gut 25 Jahren ein besonderes Apostolat leben. Sie wohnen mit mehreren Ehepaaren (mit Kindern) und einigen Alleinstehenden zusammen in einem Mietshaus, in dem sie im Dach eine Wohnung für Gäste eingerichtet haben. Diese Gäste sind Drogenabhängige und Prostituierte, die aussteigen wollen. Die Drogenabhängigen machen dort ihren Entzug. Alle werden so lange beherbergt, bis sie in eine christliche Therapie vermittelt werden können.
Die Mitglieder der Gemeinschaft haben regelmäßig gemeinsame Mahlzeiten und Gebetszeiten. Sie arbeiten am Bahnhof in der Szene und besuchen Bordells. Sie haben nur wenig eigenes Einkommen und leben zum großen Teil von Spenden. Ich habe sie gebeten, ab und zu aus ihrem Rundbrief bloggen zu dürfen. Solange ich keine Namen nenne, darf ich. Hier ein erster Artikel aus einem ihrer Rundbriefe, ungekürzt und wörtlich übernommen.


Was keiner kann

Die Probewoche ist fast um. Morgen müssen wir ihm sagen, ob er bleiben kann oder gehen muss. „Gehen!“ „Das tun wir uns nicht noch länger an. Das halten wir keine drei Monate aus. Und solange würde es bestimmt dauern, bis wir ihn in Therapie bringen können. Es ist so bedrückend, so schwer. Irgendwas Finsteres geht von ihm aus, zieht alle runter. Wir sind dieser Sache nicht gewachsen. Das können wir auch den anderen Gästen nicht zumuten.“
War das jetzt eine klare Entscheidung mit dem Gehen? Wenn, dann mehr, um sich zu vergewissern, dass man nicht muss, dass einen nichts und niemand zwingt ihn zu halten.
Eine Idee noch, ein letzter Versuch, etwas, was eine Entscheidung seinerseits herausfordern könnte. Suche überall nach diesem alten Johannes-Evangelium mit Anmerkungen von Werner Heukelbach, das noch irgendwo sein muss. Finde es schließlich. Gehe heute ein letztesmal hoch zur Gästeetage, drücke ihm das Heftchen in die Hand. „Du hältst morgen früh die Andacht. Lies in diesem Evangelium, egal wo, egal wieviel oder wie wenig, und morgen erzählst Du uns, ob Du irgendwas interessant findest, ob Du was für Dich entdeckt hast, kannst aber auch sagen, was Dich ärgert, kannst Dich aufregen – irgendwas sagst Du jedenfalls."
Sowas habe ich noch nie gemacht.
8.30 Uhr. Er sitzt wirklich da mit diesem Heft. Hatte die ganzen Tage davor keine Miene verzogen, bei jeder Andacht rumgegähnt. „Also, Du bist dran. Erzähl mal, was Dich beschäftigt hat. Hast Du reingeschaut?“ Was dann kam ließ uns allen den Mund offen stehen. Er fing an Johannes, Kap. 1 auszulegen, zitierte auswendig einzelne Verse. Er redete wie einer, der begriffen hat, dem ein Licht aufgegangen ist, einer der erkannt hat, dass er im Dunkel lebt und der gerade umkehrt von seinem falschen Weg. Wir trauten unseren Ohren nicht. Bis Kapitel drei hatte er alles im Kopf, auch die Geschichte mit Nikodemus, dem alten Mann, der es ganz genau wissen wollte und dem Jesus gesagt hatte: Du musst von neuem Geboren werden. Eine heilige Atmosphäre breitete sich aus während er immer noch redete, er, den wir gestern noch unbedingt loshaben wollten. Darüber brauchte man jetzt nicht mehr nachzudenken, nicht mehr zu diskutieren. Jedem war klar, da geschieht gerade ein Wunder vor unseren Augen, etwas, was kein Mensch machen könnte, was von oben kommt, was einfach passiert.
„Sein Gesicht! Schaut Euch sein Gesicht an!“ Es war nicht mehr dasselbe. Er war nicht mehr derselbe, wir irgendwie auch nicht. Kein Jubel, keine großen Worte, nur stille ehrfürchtige Dankbarkeit machte sich breit.

Mittwoch, November 16, 2011

Ein politisch korrekter Skandal?

[Von Bastian Volkamer]
Was erhält man, wenn man einen ökologisch nachhaltigen Transport, Nachhaltigkeit, und wirtschaftlichen Nutzen vereint? Sie haben es längst erraten: Weihnachten im Bistum Trier. Sind doch, wenn man dieser Website glauben darf, genau das die Kriterien, die man dort an ein gelungenes Weihnachtsgeschenk anlegt.

„Weihnachten im Schuhkarton“ leistet für Kinder in Not keine nachhaltige Entwicklungshilfe. Die Aktion bewirkt keine langfristige Verbesserung der Lebensbedingungen notleidender Kinder.“
Stimmt meist. Soll sie aber auch nicht vorrangig. Wir übertragen die Argumente einmal auf Hartz IV: keine Weihnachtsgeschenke für die Betroffenen. Sie verbessern die Lebenssituation nicht – jede Nachhaltigkeit fehlt. Keine Verbesserung der Ausbildungssituation oder der einseitigen Ernährung mit gesundheitsschädlichen Fertigprodukten.

„Der weltweite Transport der Kartons über Tausende von Kilometern ist nicht nur mit einem enormen finanziellen Aufwand verbunden, sondern auch aus ökologischen Gründen problematisch.“
Es gibt bei uns Dinge, die vom Transport oder anderem Energieverbrauch her ökologisch eigentlich unverantwortlich sind. Da ich einfach einmal unterstelle, dass die Kritiker weder auf Bananen, noch auf Orangen, ihren in Fernost hergestellten Computerprozessor oder gar auf ihr die Umwelt verschmutzendes Auto verzichten (wenn sie nicht sogar in Urlaub fahren!), kann ich aus dieser Argumentation nur schließen, dass selbstverständlich für ärmere Menschen in anderen Ländern andere Maßstäbe gelten. Die Kirchenvertreter propagieren hier ganz offen, was die Politik wenigstens zu umgehen versucht: die eigenen Vorstellungen von Nachhaltigkeit, Ökologie und Niveau kann man dadurch erreichen, dass mit klugen Begründungen bei denen gespart wird, die sich am wenigsten wehren können: den Fremden, Armen und den Kindern.

Wir fassen zusammen: Wer diesen Kindern eine Freude machen möchte, spende bitte an Hilfsaktionen, die nachhaltige Hilfe leisten. („Das Bistum Trier unterstützt keine derart aufwändigen Geschenkaktionen.Wir empfehlen denjenigen, die Kindern in Not helfen wollen, Hilfsaktionen zu unterstützen, die humanitäre Hilfe und nachhaltige Entwicklungshilfe leisten.“)


„Weihnachten im Schuhkarton“ ist in erster Linie eine evangelikale Missionsaktion.“
Viele Menschen wären sofort bereit, eine gleichwertige katholische Aktion zu unterstützen. Allerdings ist die Finanzierung von theologischen Kongressen und abstrakten Hilfsaktionen einfach nicht so motivierend.

„Die Aktion „Weihnachten im Schuhkarton“ beschränkt sich nicht auf die Verteilung der gesammelten Geschenkkartons, sondern hat vor allem eine missionarische Zielsetzung.“
Wird eine solche Zielsetzung von der katholischen Kirche, insb. dem Heiligen Vater, neuerdings abgelehnt?

„Die Kinder, die die Geschenkkartons erhalten, sollen mit den christlichen Missionaren und Gemeinden, die die Verteilung organisieren, in Kontakt kommen. Daher wird mit den Kartons, wo immer möglich, eine Missionsbroschüre verteilt.“
Die Kartons werden auch ohne Broschüre verteilt. Sie sind daran nicht gekoppelt. Allerdings ist es durchaus sinnvoll, auch Informationen darüber parat zu haben, warum man die Geschenke macht. Christus ist nicht der schlechteste Grund. Und die Idee, geknüpfte Kontakte zur Mission zu verwenden, ist eigentlich genau, was wir brauchen. Oder sollen wir da missionieren, wo wir keine Kontakte haben, damit wir sie nicht ausnutzen? Tatsache ist doch, dass die Jugendarbeit nahezu jeder Gemeinde in Deutschland angesichts solcher positiv angebahnter Kontakte vor Neid erblassen könnte.

„Wo immer möglich, wird darüber hinaus mit der Verteilung der Geschenke die Einladung zu einem ausführlichen Missionskurs verbunden. Nicht nur die Kinder, auch deren Eltern sollen für diese evangelikalen missionarischen Programme gewonnen werden. Dafür wurden spezielle Materialien entwickelt, für die „Geschenke der Hoffnung“ ebenfalls Spenden sammelt.“
Die evangelikalen Christen wollen die Menschen nicht für irgendwelche Programme, sondern für Christus gewinnen – eine Einstellung, die manchem strukturorientierten Katholiken unglaublich erscheinen mag. Das zu unterstützen ist im Sinne Gottes, wenn auch vielleicht nicht im Sinne aller katholischen Vereine. Würde neben Gott noch seine Kirche bekannt gemacht – es wäre wunderschön! Doch Gott allein ist besser als besserwisserisches Nichtstun!

„Die Aktion richtet sich ausdrücklich auch an Angehörige nichtchristlicher Religionen, die das christliche Weihnachtsfest nicht feiern. Im Rahmen der weltweiten Aktion werden Geschenkkartons daher auch in Ländern verteilt, in denen mehrheitlich oder fast ausschließlich Buddhisten, Hindus oder Muslime leben, beispielsweise im Irak.“
Eigentlich ist es das Wesen von Mission, dass sie sich an Nicht-Christen wendet. Nur um Missverständnissen oder mangelnder Recherche vorzubeugen: sie tut es hier mit Weihnachtsgeschenken, nicht mit Waffen.

„Dabei kommt es immer wieder zu Konflikten.“
Im Zuge des Umdenkens kommt es zu Konflikten. In Ländern, in denen Mission verboten ist, geht das gar nicht anders. Hat Christus uns nicht gesagt, wir sollten uns nicht darüber wundern? Die Alternative, Missionsverbote zu akzeptieren und die frohe Botschaft dort nicht zu verkünden, kann doch kaum offizielle Meinung eines katholischen Bistums sein.

„Viele christliche Kirchen und viele Angehörige anderer Religionen lehnen diese Verteilung von Weihnachtsgeschenken und die damit beabsichtigte Missionierung von Juden, Muslimen, Buddhisten und Hindus ab. Sie betrachten dieses Vorgehen als respektlos oder empfinden es als Provokation.“
Das Bessere ist der Feind des Guten. Das Besser-Wissen allein allerdings nicht. Immer nur herein mit den guten Ideen! Wo kann ich eine katholische unterstützen, die in diesem Umfang Freude bereitet und zugleich Kinder zur Liebe erzieht?

Wir fassen zusammen: Wenn man von Christus erzählen und missionieren will, nutze man dafür bitte keine Kontakte. Mission von Menschen anderer Religionen ist ohnehin unangemessen. Verkopfte Theorie, die auf Kongressen theoretisch abgehandelt werden können, sind das Mittel der Wahl! („Das Bistum Trier lehnt Missionierungspraktiken ab, bei denen Geschenke für bedürftige Kinder als Werbemittel für Missionsaktivitäten eingesetzt werden. Das gilt besonders für die Missionierung von Angehörigen nichtchristlicher Religionen.
Stattdessen fördert das Bistum Trier den Dialog der Religionen und ein konstruktives gemeinsames Engagement der Weltreligionen für Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung.“)


„Geschenke der Hoffnung e.V.“ ist eng mit dem christlich-fundamentalistischen Missionswerk „Samaritan´s Purse“ aus den USA verbunden.“
Die Fundamentalismus-Keule ist eine praktische Sache, wenn man etwas ablehnen will. Nur, dass man Fundis überall findet, auch bei uns Katholiken. Und jeder versteht etwas anderes darunter. Es gibt sicher Fragwürdiges. Solange aber jeder, der andere Christen zu Fundamentalisten erklärt, irgendwie im Glashaus sitzt, sollte man vielleicht auf Christus zurück greifen: „An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen!“ Es kann auch fundamentalistisch sein, Äpfel zu predigen, die man nicht hat, und dabei das Verschenken von Kirschen, die da sind, zu verteufeln.

„„Weihnachten im Schuhkarton“ ist Teil der weltweiten Aktion „Operation Christmas Child“. Träger und Inhaber dieser Aktion ist das amerikanische Hilfs- und Missionswerk „Samaritan´s Purse“. „Geschenke der Hoffnung e.V.“ führt diese Aktion lediglich im deutschsprachigen Raum durch. „Geschenke der Hoffnung e.V.“ ist auch über diese Aktion hinaus personell und programmatisch eng mit „Samaritan´s Purse“ verbunden. „Samaritan´s Purse“ ist immer wieder durch fragwürdige und aggressive Missionsmethoden und –aktionen in Erscheinung getreten, nicht nur durch die "Operation 'Desert Save'" ("Operation ‚Rettung in der Wüste’") während des ersten Irakkriegs.
Franklin Graham, der Sohn des Predigers Billy Graham und Direktor von „Samaritan´s Purse“ wird immer wieder wegen seiner Polemik gegen andere Religionen kritisiert, die sich vor allem, aber nicht nur gegen den Islam richtet.“
Das ist sicher alles richtig. Allerdings sind die Weihnachtspäckchen nicht aggressiv, sondern gut. Dürfte ich nichts Gutes unterstützen, was Strukturen zugeordnet wird, in denen es auch große und aggressive Fehler gab und gibt – ich müsste sofort aus der katholischen Kirche austreten.

Wir fassen zusammen: Da wir Mission anders verstehen, wollen wir das nicht. Wir machen selbst viel. Davon bekommt man zwar kaum etwas mit, es gibt keine Geschenke, unsere Kinder können sich nicht daran beteiligen und eigentlich ist so eine Schuhkartonaktion eine wunderbare Ergänzung, aber mit diesen Typen wollen wir nichts zu tun haben. („Zwischen dem Bistum Trier und dem evangelikalen Missions- und Hilfswerk „Geschenke der Hoffnung e.V.“ bestehen wesentliche Unterschiede im Verständnis der christlichen Mission und der christlichen Entwicklungspartnerschaft. Es gibt es keine ökumenischen Kontakte und keine Zusammenarbeit. Gleiches gilt für „Samaritan´s Purse“. Im Unterschied dazu ist das Bistum Trier mit vielen christlichen Kirchen und Gemeinden durch eine lange und vertrauensvolle ökumenische Zusammenarbeit verbunden. Wir legen Wert auf die Feststellung, dass es sich bei diesen christlichen Kirchen und Gemeinden, beispielsweise bei den Freikirchen, nicht um christliche Fundamentalisten handelt.)

Es bleibt der Eindruck, dass aus Gründen, über die man nur spekulieren kann – was man besser nicht tun sollte, denn das Ergebnis ist zu traurig! – dass aus irgendwelchen Gründen eben Argumente konstruiert werden. Diese sind weder katholisch oder christlich, sondern nur eines: politisch korrekt.
Respekt, Nachhaltigkeit, Ökologie und Abkehr vom Fundamentalismus werden präsentiert. Demokratenherz, was willst du mehr!
Und das Herz meint: „Vielleicht etwas weniger Prinzipien und dafür etwas mehr Liebe?“

Dienstag, November 15, 2011

...und das bei unserem intellektuellen Papst!

[Ergänzung zum letzten Blogeintrag. Von Bastian Volkamer]
Sollte jemand gehofft haben, dass das großartige Anliegendes Papstes von der Einheit des Intellekts und Glaubens allgemein unterstützt werde, dann wurde er dieser Tage gründlich eines besseren belehrt. Die Argumente gegen die Aktion „Weihnachten im Schuhkarton“, die auf Domradio veröffentlicht wurden, sind auch intellektuell auf einem erschütternden Niveau.

Es reiche nicht, notleidenden Heranwachsenden ein Geschenk zu machen und davon auszugehen, damit sei ihnen geholfen. „Diese Kinder brauchen nachhaltige Unterstützung, Bildung oder Medikamente zum Beispiel.“
Ins Auge sticht hier die Logik, man solle das, was nicht reicht, schon aus dem Grunde bleiben lassen, weil es nicht reicht. Weg, Wahrheit und Leben werden in dieser Logik zu Stillstand, Fatalismus und Lieblosigkeit.

Beachtlich ist auch die Aussage des Münchener „Sektenfachmanns“: er frage sich, ob Kinder in Afrika und Asien etwas mit Teddybären anfangen können, und zieht diese Frage als Grund heran, die Aktion abzulehnen. Er weiß es nicht, also lehnt er ab. Oder anders gesagt: Gerade weil er keine Ahnung hat, bildet er sich eine Meinung.
Abgesehen davon, dass es erschütternd ist, dass auf diesem Niveau im Namen von Bistümern Weltanschauungen beurteilt werden: Warum fragt dieser Herr sich selbst und nicht jemanden, der es weiß? Ist es wirklich seine Aufgabe, das eigene Limit an Kenntnis zur Grundlage weitreichender Entscheidungen zu machen?

Die Geschenke aus Deutschland gehen vor allem nach Osteuropa, in die Mongolei und nach Haiti, aus anderen Ländern auch nach Afrika.
Afrika wird also aus Deutschland nicht beschickt – das wissen die Kritiker. In ihrer Logik leiten sie daraus ab, dass Deutschland nichts schicken soll, damit nichts nach Afrika geht.

„Es geht um Produkte aus unserer Hemisphäre, dahinter steckt unser Verständnis des Spielens.“ Damit könnten anderen Kulturkreisen europäische Verhaltensmuster aufgezwungen werden.
Afrika liegt zu über 60% auf der nördlichen Hemisphäre, Asien zu 100%.
Allerdings ist das belanglos, denn wohin die Päckchen gehen, kann man auch detaillierter unschwer auf der Website der Organisatoren nachlesen:
2011 werden die Schuhkartons voraussichtlich in folgenden Empfängerländern verteilt:
Bulgarien, Georgien, Kasachstan, der Kosovo, Moldau, die Mongolei, Polen, Rumänien, Serbien, die Slowakei, Weißrussland und das Westjordanland.
Selbst wenn man davon alle afrikanischen und fernöstlichen Länder abzieht, bleibt noch einiges in unserem eigenen Kulturkreis und damit ungefährlich.

Uns bleibt festzuhalten: die mit großer Nachdenklichkeit vorgetragenen Kritikpunkte bewgen sich in erstaunlichen intellektuellen (Hemi-) Sphären. Sie sind unlogisch und verlassen die faktischen Grundlage, selbst wenn die bekannt ist. Statt nach den Tatsachen zu suchen, suchte man offenbar nach Zitaten, an denen man seine Ablehnung festmachen konnte.

Liebe Kritiker, wenn Ihr schon Lieblosigkeiten verbreiten müsst – könnt Ihr das nicht wenigstens intellektuell lesenswert tun?

Montag, November 14, 2011

Schatz, ich habe Dir heute keine Blumen mitgebracht – so simpel sind die Dinge nicht.

[von Bastian Volkamer]

Mehrere Bistümer lehnen die Aktion „Weihnachten im Schuhkarton“ ab und raten, nicht daran teilzunehmen. Die Gründe für diesen Rat offenbaren ein erschütterndes Ausmaß an Verkopftheit und Lieblosigkeit.
Tausenden Kindern wird jährlich mit dieser Aktion eine große Freude gemacht. Ohne dass von einer Alternative gesprochen wird, soll damit von katholischer Seite Schluss sein. Die Gründe sind prinzipieller Natur.

Da ist einmal die Islamfeindlichkeit des Sohnes von Billy Graham, anhand derer die ganze Aktion als fundamentalistisch dargestellt wird. Der Hinweis, dass es bei Evangelikalen zu kruden Aussagen kommt, mag stimmen, aber es dürfte den Evangelikalen kaum schwer fallen, auch in katholischen Kreisen derartiges zu finden. Darauf muss wohl kaum weiter eingegangen werden. Das Totschlagargument des Fundamentalismus ist hier ein gefährlicher Bumerang.
Anderen Religionen sei auf Augenhöhe zu begegnen. Das klingt vielversprechend aus einem Mund, der soeben die Aktionen einer anderen Denomination mit Standardargumenten nieder gemacht hat. Zudem ist die geforderte Begegnung mit dem Islam auf Augenhöhe zumindest in diesem Fall reines Blendwerk. Realistisch ist doch, dass die Alternativen hier lauten: Begegnung und keine Begegnung, Reden auf eine Weise, die sicher verbessert werden könnte, oder Schweigen auf Augenhöhe, das schon immer sehr produktiv war.

Auch praktisch sei die Sache wenig nutzbringend. Es reiche nicht, notleidenden Heranwachsenden ein Geschenk zu machen und davon auszugehen, damit sei ihnen geholfen. Die Logik ist zwingend. Es reicht nicht, also lassen wir’s. Wozu brauchst Du was zu essen? Morgen hast Du wieder Hunger. Freude willst Du? Nix da – Du wartest, bis es was Nachhaltiges gibt. Das ist nämlich die frohe Botschaft! Kapiert?

Man frage sich, ob ein Kind in Afrika oder Asien überhaupt etwas mit einem Teddybären anfangen könne. (Diese Frage lässt sich beantworten: ja, es kann. Ich war da und habe es gesehen. Allerdings hätte diese Antwort Recherche erfordert und nicht so intellektuell geklungen.) „Es geht um Produkte aus unserer Hemisphäre, dahinter steckt unser Verständnis des Spielens.“ Damit könnten anderen Kulturkreisen europäische Verhaltensmuster aufgezwungen werden. Noch einmal in normale Sprache übersetzt: Ein Teddybär für Afrika? Können die damit überhaupt spielen? Werden die durch den Spielzwang nicht verwestlicht? Das können wir nicht verantworten. Da ist es besser, die bekommen nichts. Nun ja.

Die Aktion helfe eher den Schenkenden als den Beschenkten. Hier wurde ein großes Geheimnis des Christentums entdeckt: Nächstenliebe erfreut den Liebenden selbst. Ein Thema, dass so abgedroschen ist, dass man es in keiner Weihnachtspredigt mehr hören mag. Interessanterweise scheint es aber in Teilen der Bistumsverwaltung noch nicht bekannt zu sein.
Mir ist klar, dass die Kritiker der Aktion ihren Kindern und Verwandten selbstverständlich nichts zu Weihnachten schenken, sondern sie mit Medikamenten und Bildung beglücken. Ebenso ist mir klar, dass diese Kinder und Verwandten gern auf die Freude verzichten, weil es so sinnvoller ist. Doch ist diese Einstellung z.B. meiner Familie noch viel fremder als unser Spielzeug irgendeinem anderen Kulturkreis. Ihr lieben Kritiker, habt Ihr Euch mal gefragt, wie kulturfremd Euer Anliegen ist? Und mit welcher Rücksichtslosigkeit Ihr Eure Ansichten verbreitet?

Die Broschüre über das Christentum wird abgelehnt, weil sie zu vereinfachend ist. Das mag sein. Ich würde sie auch nicht so schreiben. Aber sie ist da. Keine Freude, dass da jemand ist, der Christus bekannt machen will. Stattdessen Ablehnung, weil man es selber besser könnte. Könnte – nicht tut.

Das einzig erfreuliche an der Nachricht – die Stellungnahme der Organisatoren von „Weihnachten im Schuhkarton“ – „konnte die grundsätzlichen Bedenken nicht entkräften“. Nun, das war bei den genannten Argumenten auch nicht zu erwarten.

Die Zuständigen sind weise und haben gesprochen: Freude machen ist sinnlos. Selbst dabei Freude zu haben, ist abzulehnen. Unvollkommenes findet besser erst gar nicht statt. Schaut auf uns – wir können es besser und tun auch nichts. Hoch leben unser Intellekt und unsere Prinzipien. Ein paar tausend verpasste Gelegenheiten zur Freude fallen da nicht ins Gewicht.

Wenn noch jemand eine Antwort darauf sucht, warum die Evangelikalen so viel Zulauf haben und die Katholiken so wenig - hier ist sie.

Samstag, November 12, 2011

Denn sie wollen verköstigt sein

[von Sierra Victor]
Speiseplan für eine öffentliche Tagung zum Thema: "Theologie im deutschen Sprachraum - Quo vadis?"

Als Vorspeise:
  • Carpaccio vom Schein an einer leichten Selbstverwirklichungs-Sauce mit kleinen Stückchen von verbranntem Hirn.

Als Hauptgerichte:
  • Liturgisches Frikassee an gequirltem Mainstream mit hausgemachter Wahrheit.
  • WiSiKi-Eintopf mit armen Würstchen.
  • Langendörfer Klopse mit Beschwichtigungs-Sauce.
  • Aachener Allerlei mit weichgekochten Liturgie-Splittern.

Für Weltbild-Freunde:
  • Pasta al porno an Sauce-Esoterique und geschriebenem Käse.

Für den kleinen Hunger:
  • Eulenspiegelei auf Toast.
  • 2 Scheibchen geballte Medienkompetenz. Dazu reichen wir Saure Gurken aus der Presse.

Als Nachtisch:
  • Einheitsbrei mit Süßholz-Raspeln.
  • Mousse „Inghoff“ au chocolate.
Dazu kalter Kaffee.

Tischweine:
  • Wigratzbader Priesterrücken. Ein lang gelagerter dunkelroter Tropfen, edel, mit etwas staubigem, strengem Aroma. Nicht für jeden Geschmack.
  • Mannheimer Kreisstuhl. Ein leichter, süffiger eher farbloser Wein mit vollmundigem Aroma und etwas bitterem Nachgeschmack. Ein Wein für lockere Gespräche mit jedermann.
  • Schüllerer Zeitgeist. Ein wohlfeiler Wein, der leicht zu Kopfe steigt.
  • Schönborner Kardinal. Eine Nachlese, die geschmacklich zwischen dem Zeitgeist und dem Priesterrücken vermittelt.

Zur Entspannung gibt nach der Mahlzeit die Pfarrerinitiative ein kurzes Gastspiel.
Wir weisen darauf hin, dass das Abend-Mahl gemeinsam eingenommen wird, egal, was es gibt!

Donnerstag, November 10, 2011

Eine Idee zieht Kreise



Aufforderung zum rechts Überholen

Die Verweigerung der längst notwendigen Reform der Verkehrsregeln und die Untätigkeit des ADAC erlauben uns nicht nur, sondern zwingen uns, unserem selbst programmierten Navi zu folgen und in der Baustelle deutlich schneller zu werden.

Wir Fahrer wollen künftig Zeichen setzen:


WIR WERDEN in Zukunft an jedem Auto einen Aufkleber mit unseren Forderungen anbringen.
WIR WERDEN an gutwillige Passagiere unsere Fahrscheine ausgeben. Dies gilt auch für Passagiere, die mit einer anderen Linie woanders hin fahren und fallweise auch für Schwarzfahrer.
WIR WERDEN möglichst vermeiden, eine Strecke mehrmals täglich zu befahren, oder fremde Fahrer einzusetzen. Besser gut zu Fuß als zu viel gearbeitet.
WIR WERDEN künftig auch in stehenden Bussen Tickets ausgeben und dies als fahrerlose Fahrt ansehen und auch so nennen. So erfüllen wir die Transportpflicht in fahrerarmer Zeit.
WIR WERDEN auch das Lenkverbot für sportliche Radfahrer ohne Führerschein missachten. Es ist gerade bei viel Verkehr und Staugefahr wichtig, vorwärts zu kommen.
WIR WERDEN uns dafür einsetzen, dass trotz Personalmangels jede Linie einen eigenen Zugführer bekommt: hauptamtlich oder nebenamtlich. Das aber nicht durch Vereinfachung der Strecken, sondern durch ein neues Fahrerbild.
WIR WERDEN deshalb jede Gelegenheit nützen, öffentlich zu fordern, den Begriff des Fahrers auch auf Menschen auszudehnen, die keine Fahrer sind. Nur so bekommen wir unsere Personalnot in den Griff.

Im Übrigen sehen wir uns solidarisch mit jenen Kollegen, die wegen der Wahl eines anderen Berufes nicht mehr fahren, sowie mit allen, die noch fahren, obwohl sie zum Sitznachbarn und nicht nach vorne schauen. Sie verfolgen ihre Ziele, wie wir ja auch mit unserem Protest. Wir sehen in ihnen wie im Verkehrsminister und dem ADAC unsere Kollegen. Und Kolleginnen – sollte es unter Passagieren und Passagierinnen wohl heißen. Dafür wollen wir hupen, dafür drücken wir auf die Tube.
Diesel.

Mittwoch, November 09, 2011

Ein Offener Brief

[von Peter Esser]

Sehr geehrter Herr Pater Langendörfer,

wie Ihnen mittlerweile bekannt ist, werden auf der Homepage und im Webshop des von Ihnen durch Ihren Sitz im Aufsichtsrat mitverantworteten Weltbild-Verlags erotische, kirchenfeindliche und esoterische Literatur vertrieben.

Durch einige Klicks auf der Homepage landet man zum Beispiel in der Sparte »Psychologie«, danach im Unterpunkt »Psi-Phänomene« und kann dann folgendes von Ihnen (oder in Ihrer Mitverantwortung) beworbene Buch finden:



ALOHA
Gelebte Liebe und hawaiianische Huna-Philosophie


Die Wikipedia erläutert den Begriff »Huna«: »Huna ist eine esoterische Interpretation der alten schamanistisch geprägten Naturreligion Hawaiis mit psychologischen, religiösen und magischen Elementen. Huna hat sich im Laufe der letzten Jahrzehnte einen gewissen Kreis von Anhängern in vielen Ländern Europas sowie in Amerika erobert, da Überschneidungen mit Weltanschauungen aus Esoterik, New Age und Neoschamanismus vorhanden sind.«

So findet sich im – von »Weltbild« redaktionell eingepflegten Klappentext folgende Aussage:

»Wenn wir die Lebensenergie mit Freude teilen, kommen wir in Einklang mit der göttlichen Kraft, die »Mana« genannt wird. HUNA zeigt uns also auf einzigartige Weise, wie wir unser Potenzial entfalten und so alte Dinge in Liebe erlösen, Gesundheit, Glück, Wohlergehen und Erfolg erzeugen sowie die göttliche Harmonie in uns und damit in der Welt herstellen können.«

Quelle: http://www.weltbild.de/3/16543077-1/buch/aloha.html

Nun habe ich im Johannesevangelium gelernt, daß Jesus Christus der Weg, die Wahrheit und das Leben sei. Ich kann daher nicht verstehen, wie die Kirche in Deutschland durch den Profit an esoterischer Literatur ihrem vom Herrn gegebenen Auftrag, Sauerteig zu sein, nachkommen will.

Ich bitte Sie höflich, das Angebot des Weltbild-Verlags nicht nur um pornographische, sondern auch um esoterische Literatur zu bereinigen. Da das Problem bereits seit Jahren bekannt ist, und die Bischofskonferenz bislang keine Anstalten unternommen hat, wirksame Schritte einzuleiten, erlaube ich mir, dieses Schreiben als »Offenen Brief« auf unserem Blog »Echo Romeo« zu veröffentlichen.

Mit freundlichen Grüßen und der Zusicherung meines Gebets
Ihr Peter Esser